Donnerstag, 18. Juli 2013

August Burns Red - Rescue & Restore (Hassle)

August Burns Red haben ihr fünftes Album in Interviews vorab immer wieder als das "ambitionierteste" Werk der Bandgeschichte bezeichnet - da konnte man schon ein bisschen Angst bekommen. So etwas bedeutet ja oft, dass man ziellos experimentiert oder, gerade als Hardcore-Band, irgendwie langweilige melodische Pfade einschlägt. August Burns Red sind auf ihrem neuen Werk auch tatsächlich eingängiger als je zuvor - trotzdem wird sich aber niemand trauen, dieser Band einen Hang zum Mainstream nachzusagen. Denn "Rescue & Restore" ist zuerst und vor allem ein Hardcore-Album. Und was für eines.

Wer die Band in der Vergangenheit für ihre Wucht, ihre Breakdown-Gewitter, ihre Moshpit-Attacken liebte, findet auch unter diesen elf Songs genug Stoff, um anspruchsvoll auszurasten. Aber August Burns Red können so viel mehr - und das zeigen sie in praktisch jedem Song, ohne dabei angeberisch zu wirken oder die Stücke zu überlasten. Da lässt man Streicher erklingen, als wären sie das normalste überhaupt auf einer Hardcore-Platte. Dann holt man die Akustik-Gitarre raus - nur, um die Metal-Riffs im nächsten Moment noch aggressiver klingen zu lassen. Oder lässt Raum für atmosphärische Zwischentöne, bevor danach wieder höchst technisch, ein bisschen progressiv und vor allem grandios energetisch alles niedergewalzt wird.

Und dann diese Riffs - man nehme alles an Eingängigkeit, was As I Lay Dying und Darkest Hour je in ihre Gitarren gesteckt haben, und voila, fertig sind Melodic Death-Attacken der Extraklasse. Einzelne Songs herauszupicken ist bei diesem am Stück grandiosen Werk schwierig, trotzdem macht es Sinn, dass August Burns Red zuerst "Fault Line" veröffentlicht haben - weil dieses Stück mit seinen cleanen Geangspassagen und diesen unfassbar eingängigen Gitarren für Band-Verhältnisse fast schon Pop-Hit-Qualitäten hat.

Aber wie angedeutet, man darf sich nicht in die Irre führen lassen - "Rescue & Restore" mag beeindruckend eingängig sein, aber eben nicht durch aufgesetzte Melodie-Passagen, sondern durch das ganz eigene Händchen für großartiges Songwriting, das bei aller Liebe zu Hardcore und Metal immer Raum zum Verschnaufen lässt. Und diese Scheibe nicht nur zum wohl besten August Burns Red-Album, sondern überhaupt zu einer DER Hardcore-Platten 2013 macht.